Eine Microsoft Cloud mit deutscher Datentreuhand

Der Software-Riese Microsoft hat erste Konsequenzen aus dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) zum "Safe Harbor"-Abkommen gezogen. Wie Konzernchef Satya Nadella am Mittwoch in Berlin mitteilte, legt Microsoft künftig die Daten seiner Kunden in deutsche Rechenzentren, zu denen amerikanische Sicherheitsbehörden keinen Zugang haben.


Um auch in den USA nicht gezwungen werden zu können, Daten aus Europa herausgeben zu müssen, übergibt Microsoft die Treuhandschaft seiner deutschen Cloud an die Deutsche Telekom. "Wir helfen, die Daten unserer Kunden sicher zu halten", sagte Microsoft-Chef Nadella. Die Telekom hatte das Konstrukt aufgrund der Debatte um "Safe Harbor" extra für dieses Szenario geschaffen und eigens dafür ein Rechenzentrum in Biere bei Magdeburg gebaut.

"Safe Harbor" (englisch für "Sicherer Hafen") legte fest, unter welchen Bedingungen Internetunternehmen Nutzerdaten aus Europa in den USA verarbeiten dürfen. Die Vereinbarung beruhte auf Regeln des US-Handelsministeriums und einer Entscheidung der EU-Kommission aus dem Jahr 2000. Dadurch konnten Unternehmen Daten von EU-Bürgern legal in die USA übermitteln, obwohl die USA kein dem EU-Datenschutz vergleichbares Niveau haben.


"Safe Harbor" gekippt

Das Abkommen ist seit Jahren umstritten. Am 6. Oktober hat der EuGH "Safe Harbor" für ungültig erklärt. Die persönlichen Daten europäischer Internetnutzer seien in den USA nicht ausreichend vor dem Zugriff der Behörden geschützt.


Seit dem Urteil bewegen sich viele Unternehmen in einer rechtlichen Grauzone, wenn sie Daten in die USA transferieren. Die Europäische Kommission verhandelt gerade mit den USA ein Nachfolge-Abkommen, dass aber frühestens im kommenden Jahr fertig sein dürfte.


"Es besteht die Gefahr, dass als Folge des EuGH-Urteils in Zukunft gar keine personenbezogenen Daten mehr in die USA übertragen werden dürfen", sagte Susanne Dehmel, Bitkom-Geschäftsleiterin Datenschutz und Sicherheit. Unternehmen und andere Organisationen könnten personenbezogene Daten dann nur noch auf Servern innerhalb Europas verarbeiten.


Microsoft stärkt bereits seit Jahren seine Cloud-Dienste, nicht zuletzt, weil die Umsätze mit Software-Lizenzen (Windows und Office) unter Druck geraten. Der Konzern gehört inzwischen zu den größten Anbietern von Computerleistungen und Software aus dem Netz. Sogar Bürosoftware-Funktionen werden inzwischen unter der Bezeichnung "Office 365" online bereitgestellt.


Quelle: Die Welt und Microsoft

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